RADIKAL – LESBISCH – FEMINISTISCH (047)

Zur Geschichte des Lesbischen Aktionszentrums (LAZ) und der HAW-Frauengruppe, 1972-1982

Zum Jahr der Frau_en nimmt sich die Ausstellung Radikal – Lesbisch – Feministisch erstmalig einer lange erwarteten Betrachtung von Geschichte und Bedeutung der HAW-Frauengruppe (Homosexuelle Aktion Westberlin) und des LAZ (Lesbisches Aktionszentrum) an. Die Gründerinnen dieser ersten offensiven feministischen Lesbengruppe der 1970er Jahre in der BRD kamen teils aus der antiautoritären und antikapitalistischen linken Bewegung der 68er, in der die herrschenden heteronormativen und patriarchalen gesellschaftlichen Strukturen kaum thematisiert wurden. Anfänglich als HAW-Frauengruppe, später als LAZ waren sie von 1972 bis 1982 aktiv, danach lösten sie sich auf.

Im Kontext der sich wandelnden historischen Übersichtsausstellung Tapetenwechsel veranschaulicht Radikal – Lesbisch – Feministisch die anfängliche Kooperation mit den HAW-Männern ebenso wie die produktive Zusammenarbeit und die Wechselwirkungen zwischen den Lesben- und autonomen Frauenzentren.

Eine Vielzahl bisher unveröffentlichter Originaldokumente, Bild-, Tonmaterial und nicht zuletzt kostbare Schätze aus privaten Platten- und Instrumentensammlungen illustrieren erstmals die kämpferischen Widerstandsformen, die fantasievollen Aktionen, die aus dem LAZ entstandenen Publikationen sowie die Fülle der Projekte, die zum Teil bis heute existieren und dokumentieren so die Lust am lesbischen Leben in all seinen Facetten. Auch die damaligen Visionen – das Feeling einer „Lesbian Nation“, das in zahlreichen europäischen Lesben-Sommercamps, beim Feiern großer Feste mit den Flying Lesbians, in kreativen Projekten wie der Lesbenpresse, oder auch in Selbstverteidigungs- und Selbsthilfegruppen entstand.

Die Ausstellung sucht die politische Bedeutung der HAW-Frauengruppe und des LAZ und die daraus entstandenen Aktionen und Projekte in der Gegenwart erlebbar zu machen. Dafür beschwören Zeitzeuginnen begleitend zur Ausstellung den Geist der damaligen Bewegung herauf und schlagen anhand von Filmen und Diskussionen, Geschichten und Musik eine Brücke zur heutigen Realität von Lesben, zu deren Selbstverständnis und Sichtbarkeit. Was hat sich verändert – was ist geblieben – was kann noch kommen? Das Ziel der Ausstellungsmacher*innen ist, das LAZ als Vereinigung neu zu beleben, u. A. dadurch, dass “LAZ Reloaded” künftig Teil des E2H-Projekts (Elberskirchen-Hirschfeld-Haus) werden soll.