7. Mond: LOOKING FOR QUEERDOM (051)
Die siebte Filmauswahl mit dem programmatischen Titel LOOKING FOR QUEERDOM widmet sich der abenteuerlichen Suche zahlreicher Heranwachsender nach Selbstsicherheit und Selbstbestimmung abseits der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft. Wo können sich jugendliche Mädchen*, junge Frauen*, Lesben, trans* und inter* Personen wiederfinden? Wer erzählt ungefiltert von ihren Erlebnissen? Mit welchen Mitteln kann individueller Schmerz und kollektiver Fortschritt sichtbar gemacht werden?
Für junge Menschen ist das Internet der zentrale Ort für queeres Empowerment. Doch gerade in der ungeschützten Öffentlichkeit der sozialen Medien benötigen Jugendliche alternative Entwicklungsräume, um die sensiblen Fragen, die sich in der Auseinandersetzung mit queeren Identitäten und Erlebnissen stellen, angemessen zu verhandeln. Selbsthilfe und die Unterstützung durch Dritte in der Erkundung der eigenen sexuellen Orientierung und/oder Identität zu bieten, sind die Gemeinsamkeiten der fünf ausgewählten Online-Formate. Hier verdichten sich starke Stimmen gegen Hatespeech und Trolling im Netz:
So wie Jans auf seinem Kanal EINJANS nutzen Jugendliche weltweit die Möglichkeiten der Videoplattform YouTube, um über ihre ganz persönlichen Erfahrungen zu sprechen. Selbstbewusst und in direkter Ansprache berichtet Jans von alltäglichem Sexismus in der Schule, von geschlechtlichen Zuschreibungen aufgrund äußerlicher Merkmale und Verhaltensweisen und über den Alltag als trans* Person.
2 Videos / Sprache: Deutsch
Ebenso empowernd portraitiert Poliana Baumgartens YouTube-Kanal BERLINER FARBEN engagierte Schwarze und People of Color und LGBTQIA+, die Berlins kulturelle und politische Landschaft prägen, so u.a. die Verantwortlichen der queerfeministischen HipHop-Partyreihe “Hoe_Mies”. Baumgarten, die sich für die Produktion von Berliner Farben das Arbeiten mit der Kamera selbst beigebracht hat, schafft in ihren dokumentarischen Episoden eindrucksvolle Vorbilder für junge Menschen und bietet eine Plattform, auf der Stereotype abgebaut werden und stattdessen Räume für Kreativität und Empowerment entstehen.
1 Episode / Sprache: Deutsch mit Untertiteln
Die Webserie MIXED MESSAGES der Regisseurin Kanchi Wichmann ist ebenfalls in Berlin angesiedelt und zeichnet ein glaubwürdiges und unverzerrtes Bild der queer-lesbischen Community rund um den Kotti. Ursprünglich als Miniserie und mit dem Gedanken produziert, alle Folgen für die Freund*innen des Filmteams online zugänglich zu machen, ist die Serie inzwischen durch das überraschende Interesse eines Verleihs auf Vimeo verfügbar. Unterhaltsam und mit viel Humor erzählt Mixed Messages von der Suche der Protagonistin Ren nach Liebe. In den Dating-Wirren des queeren Berlins stolpert und fällt Ren ständig, verliert dabei aber nie den Boden unter den Füßen.
3 Episoden / Sprache: Deutsch und Englisch mit Untertiteln
Ähnlich wie Mixed Messages ist das Kölner Filmprojekt GENDERS* aus der Community für die Community entstanden: Erstmals im deutschsprachigen Raum entwickelten trans* Personen eine Serie rund um das Thema geschlechtliche Vielfalt. Auf YouTube zeigen junge Erwachsene im Stil einer Vorabendserie die komplexe Auseinandersetzung mit geschlechtlichen Identitäten und verhandeln Erlebnisse der Nichtakzeptanz und des misgenderns (die Verwendung falscher Pronomen oder anderer geschlechtsspezifischer Wörter).
2 Folgen / Sprache: Deutsch
AUF KLO, ein YouTube-Angebot des Jugendsenders funk von ARD und ZDF, knüpft an diese erfolgreichen Social Media-Formate und Miniserien an. Das feministische Talkformat nutzt die Intimität einer Toilettenkabine für private Gespräche und begibt sich ins Dazwischen. Es liebt und lebt die Brüche und beantwortet genau die Fragen vieler junger Mädchen*, die oft am schwersten zu stellen sind. Mit jugendlicher Leichtigkeit sprechen die Moderator*innen mit ihren Gästen über weibliche* Selbstbefriedigung, Körperbilder, Polyamorie oder Body Positivity und informieren über vielfältige Themen von Sexualität bis Lifestyle.
4 Videos / Sprache: Deutsch
Während das Internet weltweit eine digitale Gemeinschaft ermöglicht, ist das SMU ein analoger Verhandlungsraum für alltägliche Diskriminierungserfahrungen. Insofern ist das SMU mit seinem siebten Mondprogramm nicht nur der geeignete Ort für die dringend notwendige Repräsentation weiblicher*, lesbischer, trans* und inter* Lebensrealitäten, sondern wird darüber hinaus zur Werkstatt für Momente kollektiven Empowerments. In einem Filmworkshop im Rahmen des Programms wurden junge Frauen*, Lesben, Trans* und Inter* (FLT*I*) unter Anleitung der Filmemacher*innen Sanni Cabral und Mareike Bernien zum queeren Denken angeregt, um Geschlechterrollen infrage zu stellen und einander für trans* und Homo*feindlichkeiten zu sensibilisieren. Ab dem 18. Juli 2018 laufen die erarbeiteten filmischen Ergebnisse der Teilnehmenden zudem gleichberechtigt neben den anderen Arbeiten in der 12 Monde Filmlounge.