3. Mond: Bildet Banden! (012)

In diesem Mondzyklus wird an das kollektive Schaffen der Filmemacherinnen* von LÄSBISCH TV (2. Mond) angeknüpft. Es laufen zwei Filme, die ebenfalls gemeinschaftlich und im Do-It-Yourself-Prinzip entstanden sind: der lesbisch-feministische Klassiker Born In Flames von Lizzie Borden (USA, 1983, Englisch mit deutschen Untertiteln) und das trans*queere Anarcha-Musical Folkbildningsterror („Volksbildungsterror“, Schwedisch mit englischen Untertiteln) von Lasse Långström und den Göteborgs Förenade Musikalaktivister (Schweden, 2014).

Beide Filme positionieren sich gegen den individualisierten Kampf und vertrauen auf die revolutionäre Kraft von feministischen Kollektiven. Im Kontext ihrer jeweiligen Entstehungszeit analysieren sie die Auswirkungen von Geschlechterverhältnissen und staatlicher Repression auf die Lebensumstände von Frauen, Lesben, Trans*, Nonbinary und Inter*: (queer-)feministisch und antikapitalistisch.

Filmbeschreibungen:

Born In Flames von Lizzie  Borden
USA, 1983, 80 Minuten, Englisch mit deutschen UT

Born In Flames spielt zehn Jahre nach einer fiktiven sozialistischen Revolution in den USA. Die angekündigte Gleichberechtigung von Frauen* bleibt jedoch ein leeres Versprechen. Weiterhin konfrontiert mit Diskriminierungen am Arbeitsplatz und Sexismus im Alltag, beginnen sich Frauen* unterschiedlicher Hintergründe und Identitäten in Gruppen zu organisieren. Getragen von einem pulsierenden Soundtrack finden unterschiedliche feministische Positionen im losen Narrativ dieser Faux-Documentary ihre Bühne: zwei freie Radiosender, eine Gruppe bürgerlicher weißer Feministinnen* der regierungstreuen Zeitung, verschiedene Streikorganisationen und die „Women’s Army“ als radikalster Flügel der Bewegung. Die Radiostationen geben Schwarzen Feministinnen der Arbeiter*innenklasse ihre Stimme und berichten offen über die anhaltenden gesellschaftlichen Missstände, während die Reporterinnen* auf Grund der fehlenden Solidarität unter Frauen* den Zerfall der Revolution fürchten. Erst als die Schwarze, lesbische Anführerin der „Women’s Army” ermordet wird, finden die zersplitterten feministischen Gruppen zusammen. 

Folkbildningsterror von Göteborgs Förenade Musikalaktivister
Schweden, 2014, 120 Minuten, Schwedisch mit englischen UT

Die schwedischen Filmemacher*innen Göteborgs Förenade Musikalaktivister haben mit Folkbildningsterror ein Musical geschaffen, das sich radikal-queerer Militanz verschreibt. Der Film ist eine knallbunte Kampfansage an Fahrkartenkontrollen und die Homoehe, Arbeitsämter und die Gefangenschaft von Tieren, die Pathologisierung und Diskriminierung von trans* Personen und die Staatsgewalt. Der neoliberale, schwedische Staat macht Theos Mutter krank. Buchstäblich erschlagen vom Geist der Durchökonomisierung trifft Theo auf trans* Frau Kleopatra und einen gewaltbereiten Hasen. Eine stetig wachsende Gruppe schließt sich den drei Protagonist*innen an, die schlussendlich im Plenum debattiert, ob eine EU-Förderung für ihren Widerstand in Frage käme. Sie verstehen sich als queer-feministisch, antikapitalistisch und linksautonom. Selbstironisch kommentieren sie ihre eigene Szene, nehmen rezeptfreie Hormonpräparate, verbannen toxic masculinities aus anarchistischen Räumen, vertrauen auf Schwarze Magie, leben ihre sexuellen Fantasien aus und stehen füreinander ein. Und dann heißt es: „Glitter and Guns!” Mit selbstgemachten Songs und Choreografien und der Hilfe einer dänischen Terrorzelle ziehen sie singend und tanzend in den bewaffneten Kampf. Ihre Lieder sind dabei Instrumente des Widerstands – sie üben Kritik und entwerfen erlösende Utopien.

CONTENT WARNING: Der Film Folkbildningsterror enthält Darstellungen von Gewalt.