10. Mond: Out Of Many – Trans* Resistance in Action (095)

Während „LGBTQIA+-Rechte“ und „Sichtbarkeit von Trans*“ immer mehr ins Zentrum einer aktuellen homonationalistischen, kapitalistischen Agenda gerückt werden, hat die Repräsentation von Trans* auf Kosten einer Hegemonialisierung und des white washings von Gendervielfalt an Popularität gewonnen. Hierbei werden unzählige der Geschichten, geschichtlichen Zusammenhänge und Intersektionen ausgelöscht, die mit dem Thema Gender einhergehen.

Aber die Kämpfe von Queers und Trans* waren immer schon verworren, vielschichtig und mit vielen verschiedenen Bezügen zu Geschichte und Politik, und mit unterschiedlichen Ausformungen in verschiedenen Orten der Welt. Von den Gezi Park-Aufständen zu den Protesten gegen die Dakota Access Pipeline in Standing Rock, von Lokalpolitik im ländlichen Brasilien zur Anti-Gefängnis-Bewegung in den Vereinigten Staaten, vom Kampf gegen die Ermordung indigener Frauen* in Kanada bis hin zu lokalem und künstlerischem Aktivismus in Argentinien – trans* Menschen in der ganzen Welt kämpfen weiterhin gegen strukturelle und staatliche Gewalt und für Würde, Respekt und die Leben marginalisierter Menschen.

Out of Many - Trans* Resistance in Action versucht einen kleinen Einblick in einige dieser Geschichten zu gewähren. Trans* Menschen sind integraler Bestandteil unterschiedlicher Bewegungen und Communities, die dazu beitragen, dass sich die Umstände für diverse Menschen, trans* oder nicht, verändern und verbessern. Es ist Zeit, unser Blickfeld zu erweitern, und diese Bewegungen sowohl aus einer trans* Perspektive zu betrachten als auch gleichzeitig unsere Vorstellungen von „trans*“ zu pluralisieren. 

Die Filme:

Kátia von Karla Holanda
2012, 74 min, Portugiesisch mit engl. UT

Kátia Tapety ist die erste Transvestitin, die in Brasilien als Politikerin gewählt wurde – dreimal zur Gemeinderätin und einmal zur Vizebürgermeisterin. Der Film ist das Ergebnis von 20 gemeinsamen Tagen in der Kleinstadt, in der sie lebt.

Criminal Queers von Chris Vargas & Eric Stanley
2016, 70 min, Englisch mit dt. UT

Criminal Queers visualisiert einen radikalen trans*/queeren Kampf gegen den industriellen Gefängniskomplex und für eine Welt ohne Mauern. In Erinnerung daran, dass Gefängnisausbrüche sowohl eine theoretische als auch eine materielle Ausübung von Freiheit sind, stellt sich dieser Film vor, welche Räume geöffnet werden können, wenn Brecheisen, Perücken und Metallfeilen zu Werkzeugen der Transformation werden.

T! von Juan Tauil
2016, 60 min, Kastilisch mit engl. UT

T! ist ein Fotoalbum, das die Momente des räumlichen und künstlerischen Aktivismus durch Travestien aufgreift und mit besonderer Bedeutung versieht. Diese Aktivist*innen kämpfen dafür, ihren Raum in einem Staatengebilde zu bekommen, das sie durch Unterlassung und Objektifizierung an die physischen und diskursiven Ränder der Gesellschaft drängt. Dieser Aktivismus, der in Argentinien zu einer Zeit blühte in der Menschenrechte eine fundamentale Bedeutung erlangten, kämpft auf unterschiedlichen Ebenen für ökonomischen und sozialen Frieden für eine Community, deren Lebenserwartung zur Zeit des Filmdrehs bei 35 Jahren lag.

It’s Not Your Fault von Raven Davis
2015, 4:01 min, Englisch

It’s Not Your Fault ist ein Kurzfilm, der die gewaltvollen Kommentare aufgreift, denen indigene Menschen online ausgesetzt sind. Besonderes Augenmerk legt er auf die indigenen Frauen* Kanadas und die Fahrlässigkeit, mit der online und in sozialen Netzwerken Hassreden geführt werden können. It’s Not Your Fault ist eine persönliche Antwort auf Gewalterfahrungen (Gewalt durch sowohl indigene als auch nicht-indigene Männer).

#direnayol (#resistayol) von Rüzgâr Buşki
2016, 56 min, Türkisch mit engl. UT

#direnayol (#resistayol) begleitet trans Aktivistin Şevval Kılıç während der 21. Istanbul LGBTQIA+ Pride, eingeholt von den Reflexionen des karnevalesken Gezi Park Aufstandes. #direnayol ist eine turbulente audiovisuelle Reise, die von einem Wind der Hoffnung, des Humors und der Solidarität zeugt, der in der heutigen Politik der Türkei vermisst wird.

Dislocation Blues von Sky Hopinka
2017, 16:57 min, Englisch

Ein unvollendetes und unvollkommenes Portrait der Reflexion über Standing Rock. Cleo Keahna berichtet über seine Erfahrungen auf dem Weg in das Camp, im Camp selbst und beim Verlassen sowie über die Schwierigkeiten und Widrigkeiten, die er im Rückblick klar und kritisch erfasst. Terry Running Wild beschreibt was dieses Camp ist und die damit verbundenen Hoffnungen.

Major! von Annalise Ophelian & Storm Miguel Florez
2015, 90 min, Englisch mit dt. UT

Major! erkundet das Leben und die Kampagnen von Miss Major Griffin-Gracy, eine langjährige Schwarze trans* Aktivistin und ehemals Inhaftierte, die seit über 40 Jahren für die Rechte von trans* Frauen of Color kämpft. Miss Major ist Veteranin der Stonewall-Aufstände und eine Überlebende des Attica Staatsgefängnisses, eine ehemalige Sexarbeiterin mit Vorbildfunktion innerhalb der Community und eine Menschenrechtsaktivistin. In ihrer Community ist sie für viele einfach nur “Mama”. Ihre persönliche Geschichte und ihr Aktivismus für die Grundrechte von trans* Personen überschneiden sich mit LGBTIQ*-Kämpfen für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung seit den 60ern bis heute. Im Zentrum ihres Aktivismus steht ihr erbitterter Kampf für ihre “girls”, trans* Frauen of Color, die Polizeigewalt, Gefängnissstrafen in Männerzellen sowie Knast allgemein überlebt haben.
Major! ist mehr als nur eine biografische Dokumentation. Kritische Themen werden untersucht, wie der industrielle Gefängniskomplex, der einen weitverbreiteten und systematischen Missbrauch der Grundrechte darstellt. Major! ist auch ein historisches Portrait von verschiedenen LGBTQIA+-Communities, von denen mit Liebe und Humor erzählt wird und die lebendig werden durch die Linse dieser lebhaften und charismatischen Frau.

Damit Miss Major weiterhin notwendige Community-Arbeit leisten kann, ist sie auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Spenden sind möglich unter:
Hier klicken, um für Miss Major’s Retirement Fund zu spenden.

TransFormations
Der 10. Mond wurde vom TransFormations – Trans* Film Festival Berlin [Alexia/Lautaro&Zoya] kuratert. TransFormations ist ein alle zwei Jahre stattfindendes Graswurzel-Festival, organisiert von Schwarzen und of Color trans*, two spirit, und gendernon-konformen  Personen. Wir wollen Veränderung herbeiführen, indem wir einen Raum für intersektionale Filme erschaffen und erhalten, die aus einer (aber nicht beschränkt auf eine) Perspektive von Schwarzen, Indigenen und People of Color über trans* und gendervariante Erfahrungen erzählen.