Entscheidung bringt neue Stimmung – Schwules Depot Berlin

„Unsere Widersacher schlafen nicht und formieren sich von hinten“, warnte Vorstandsmitglied V.H. und wählte ihre erneute Bewerbung

Schwules Museum Berlin
Berliner LGBT-Museum Das Schwule Museum Berlin in seiner neuen Corporate Identity (Foto von G.& B./F.)

Das Haus ist schief, oder besser gesagt: que(e)r in der SMU Berlin. Es gibt traurige Vorwürfe von Denkverboten, Mobbing und Rassismus gegen den amtierenden Vorstand. In der Juni-Ausgabe der Mannschaft brachten drei LGBT-Mitglieder ihren Unmut zum Ausdruck. (hier abonnieren (Deutschland) – und auch hier (Schweiz).

„Das Umfeld im Schwulen Museum ist so schrecklich geworden, dass ich es kaum noch schaffe, dort aufzutauchen, ohne dass mir übel wird“, sagt A.W., der seit 2013 Mitglied im Schwulen Museum (SMU) ist. Zum Teil, weil durch den Vorstand, vor allem durch die beiden Frauen, eine Mentalität vermittelt wird, dass weiße, schwule Menschen schlecht sind. Das hat dazu geführt, dass Cis-Typen nun eine sozial privilegierte Gruppe sind, die nicht mehr sprechen darf.

Man überlege sich, wer in der Queer-Community am stärksten ist, und wessen Position am prominentesten schikaniert wird.

Der Vorstand liebt es, die Öffentlichkeit wissen zu lassen, dass das Museum queer-feministisch oder sogar intersektionell ist. Natürlich kann man das tun; M.G. glaubt, dass daran nichts falsch ist. Der 47-Jährige, der ein Jahr lang dem SMU-Vorstand angehörte, greift die Gesetze der Universität an und sagt „In den Statuten steht nichts über eine queer-feministische Ausrichtung.“ Er glaubt, dass der Vorstand die Erstellung eines Leitbildes vermeidet, weil es von den Mitgliedern abgelehnt werden würde. Nichtsdestotrotz hat das Museum, wie M. betont, eine „dominante Opferperspektive“. „Man überlege sich, wer in der Queer-Community am stärksten ist, und wessen Position am prominentesten schikaniert wird.“ Die Antwort lautet: „Nein, schwule Männer sind es nicht.“

Schwules Museum Berlin
Berlins Schwules Museum „Die Cis-Abschaum“ stand auf einer der Tischplatten in der Dyke Bar an der SMU. (Privates Foto)

Am Samstagabend wird im Schwulen Museum Berlin ein neuer Vorstand gewählt. G. ist beim Joggen, ebenso wie M. R., der dritte Rezensent aus unserem Team-Essay. In einem Schreiben an Freunde und Unterstützer rieten die beiden weiblichen Mitglieder, B.B.und V.H., von einer Kampfabstimmung ab. Um Unterstützung zu erhalten, forderten sie Freunde und Verbündete auf, sich als Wähler zu registrieren und bis zum 29. September für die Damen zu stimmen.

Unsere Widersacher schlafen nicht und formieren sich von hinten.

„Unsere Gegner schlafen nicht,“ warnte H. Mitte des Monats in einem Facebook-Post. „Menschen, die das Museum und Einzelpersonen im vergangenen Jahr öffentlich und lautstark verletzt haben, darunter auch ich als Frau, glauben nun, die Geschicke der LGBT-Bewegung wirkungsvoll beeinflussen zu können.“ Anstelle eines Kampfes wird ein kooperatives Verfahren angewandt. Einige männliche Kandidaten, wie D.S., Fachreferent für HIV-Prävention und Gesundheitsförderung für schwule und bisexuelle Männer* bei der Deutschen AIDS-Hilfe e.V., halten es für „völlig übertrieben, von einem Kampf zu sprechen.“ „Die zukünftigen Aktivitäten des Museums sollten sich an Veränderungen und Fortschritten orientieren. Dies sollte meines Erachtens als gemeinschaftlicher Prozess unter Einbeziehung aller Vereinsmitglieder und nicht als kooperativer Wettkampf gesehen werden.“ „Nicht als ‚Kampf‘“, wurde die Mannschaft von S. informiert.

Wettkampf statt Kampf

Johannes Kram
J.K. (Foto: M.L.)

Auch der Filmemacher J.H. („Mein wunderbares West-Berlin“) meldet sich zu Wort und äußert seinen Unmut über H.s Vorab-Stellungnahme. „Wer von einer ‚Kampfabstimmung‘ spricht, ist ein Lügner“, sagt zum Beispiel, dass es unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten gäbe. „Das bringt uns meines Erachtens in der jetzigen Situation nicht weiter“, wurde vor H. von der Mannschaft bezweifelt.

Ebenfalls J.K., bewirbt sich, der bereits bei der Vorstellung der Kandidat*innen für die Vorstandswahl 2018 angedeutet hat, dass er „konzeptionell dazu beitragen möchte, dass die SMU noch mehr als Arena wahrgenommen wird.“ „Ich möchte mich sowohl mit meinen fachlichen Kompetenzen als auch als explizit homosexueller und queerer Aktivist einbringen“, so Zeug.

Auch B.O. bedient sich einer „Berliner Polit-Torte der Waldschlösschen-Tutoren-Tradition“, wie Sie beschreiben. Im Vorstand des Schwulen Museums will sich O. nach eigenen Angaben vor allem bei der Gestaltung und Umsetzung des Veranstaltungsprogramms, bei der Vernetzung und im aktuellen Lückenprozess einbringen.


Für den achtköpfigen Vorstand bewerben sich insgesamt fünfzehn Kandidatinnen und Kandidaten sowie Mitglieder des bisherigen Vorstands wie J.-C.M. und H.S., außerdem V.H. und B.B. Die Damen betonten bei der Verlesung der anstehenden Wahlen in der Mail an potentielle Unterstützer ihre bisherige Arbeit, die sie fortsetzen müssen. Sie erklärten, dass sie mit der Arbeit der letzten 2 Jahre, dem postkolonialen Schwerpunkt 2017 und auch dem Jahr der Frauen_ 2018, einen „programmatischen Wandel“ innerhalb des Schwulen Depots geschaffen hätten.

Es gehöre nicht dazu, die sorgsam gepflegten zarten Triebe der Weiblichkeiten* mit Füßen zu treten!

Das Schwule Museum könne ein zäher Ort sein, schrieb H., „rückständig zum Teil trotz seiner Wandelbarkeit in mehreren Bereichen.“ Sie schrieb weiter, dass sie dabei helfen müsse, einen „Ort zu schaffen, der weniger diskriminierend ist, der strukturelle Vielfalt spürbar thematisiert, der ästhetische Beobachtung mit Verkörperung und Theorie verbindet und der nicht zulässt, dass die mühsam kultivierten Triebe von Weiblichkeiten* zertrampelt werden.“